Porträt Theresa Wirth
An der Schnittstelle von der Informatik zur Medizin

Theresa Wirth übersetzt medizinische Probleme in die Sprache der Informatik, um KI-basierte Lösungen zu finden. Was sie motiviert und wie sie ihren Weg in die angewandte Forschung gefunden hat, erzählt sie in Teil 16 der Serie von Porträts unserer Mitarbeitenden.

mask Nahaufnahme Baumrinde

Während ihres Studiums der Bioinformatik an der Ludwig-Maximilians-Universität und der Technischen Universität München hat Theresa Wirth schnell gemerkt, dass sie beruflich eine medizinische Richtung einschlagen möchte: »Denn Medizin passiert am Menschen. Hier arbeitet man nicht an etwas, wozu man kein Verhältnis hat und wo es unglaublich schwer ist, sich vorzustellen, was man mit seiner Arbeit genau bewirkt. Sondern hier gibt es einen konkreten Grund, warum ich etwas mache und das motiviert mich.«

Seit September 2021 setzt Theresa diese Motivation am Fraunhofer IKS als Teil des Teams »Reasoned AI Decisions« ein. In der Abteilung geht es darum, wie man Künstliche Intelligenz und Machine Learning einsetzen kann, um im klinischen Umfeld bessere Entscheidungen zu treffen. Theresa sieht sich an der Schnittstelle zwischen Informatik und Medizin: »Diese translationale Seite fasziniert mich am meisten, in beiden Bereichen werden völlig unterschiedliche Sprachen gesprochen, weshalb die Kommunikation unglaublich wichtig ist.«

Klinisches Wissen muss ständig erweitert werden

An Herausforderungen fehlt es dabei nicht: Je nach Projekt muss sie sich neues klinisches Wissen aneignen. Außerdem sind die Daten, mit denen sie arbeitet, häufig sehr subjektiv, denn nicht bei allen Patientinnen und Patienten werden die gleichen medizinischen Tests durchgeführt. Dabei braucht man oft eine hohe Frustrationstoleranz, aber man »arbeitet an einem Ziel, das einen treibt und das ist für mich eben, helfen zu können.« Besonders bei ihrem aktuellen Projekt, ist dieser Aspekt absolut gegeben: Sie arbeitet mit ihrem Team daran, die Situation von Frühchen mithilfe von KI zu verbessern. Warum sich die Gesundheit von zu früh geborenen Kindern häufig sehr unterschiedlich entwickelt, ist nicht immer klar. Um hier gezielter reagieren zu können, besteht weiterer Forschungsbedarf.

Theresa Wirth
Bild

Theresa Wirth: »Ich brauche für mich und meine Projekte immer diesen moralischen Kompass. Ich möchte an etwas arbeiten, wo ich auch etwas bewegen kann«

Der Weg in die angewandte Forschung

Theresas Karriere in der Wissenschaft begann mit einem Praktikum während des Studiums am Helmholtz Zentrum in München. Schon damals hat sie die Forschung fasziniert: »Ich glaube, ich brauche immer neue Herausforderungen, etwas Neues herauszufinden finde ich unglaublich spannend, auch wenn es manchmal ganz schön mühsam ist.« Deshalb hat sie sich nach dem Studium auch zuerst für eine Promotion entschieden: »Im PhD hängt vieles damit zusammen, Methoden zu entwickeln und da habe ich gemerkt, ich bin lieber näher am Menschen, als mir ein theoretisches Problem zu überlegen, dass man lösen kann. Das hat mich in eine Richtung gezogen, wo ich mich nicht wohl gefühlt habe. Der PhD hätte mich in diese methodische Schiene gezwungen und ich wollte eher in die andere Richtung laufen und angewandter forschen.«

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Das Thema an sich fand sie aber weiterhin unglaublich spannend und wollte daran anknüpfen, weshalb dann im September 2021 der Wechsel an das Fraunhofer IKS folgte: »Ich konnte mich noch mehr danach ausrichten, was mich interessiert. Wer weiß, was in zwei Jahren kommt, vielleicht will ich irgendwann doch einen PhD machen, aber momentan fühle ich mich so sehr wohl.«

In ihrer Freizeit ist Theresa am liebsten in der Natur: »Ich bin unglaublich gerne in den Bergen. Wir haben einen kleinen Camper, fahren oft nach Südtirol, das tut wahnsinnig gut.« Neben den Bergen verbringt sie viel Zeit in der Turnhalle in ihrer Heimatstadt Grafing: Sie macht Akrobatik und Luftartistik und ist auch als Trainerin aktiv.

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