Interview
Forschung ist international!

Am Fraunhofer IKS arbeiten Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern an der Lösung komplexer Aufgaben: Derzeit zählen wir Kolleginnen und Kollegen aus mehr als 20 verschiedenen Nationen. Wir haben drei von ihnen nach ihren Erfahrungen mit dem Leben und Arbeiten in Deutschland gefragt.

mask Menschen von oben

Die Zahl der internationalen Mitarbeitenden am Fraunhofer-Institut für Kognitive Systeme IKS ist in der Vergangenheit stark angestiegen – etwas, worauf wir sehr stolz sind. Als international aufgeschlossene Forschungsorganisation ist Fraunhofer bestrebt, ein gutes Arbeitsumfeld für Mitarbeitende aus aller Welt zu bieten.

Im Ausland zu arbeiten bedeutet jedoch immer, sein Heimatland hinter sich zu lassen und sich einer neuen Kultur zu öffnen. Die Konfrontation mit einer anderen Sprache und einer anderen Mentalität ist nicht immer einfach und kann eine gewisse Eingewöhnungszeit erfordern. Wir haben drei internationale Mitarbeitende am Fraunhofer IKS nach ihren Erfahrungen mit dem Leben und Arbeiten in München gefragt: Maureen aus Frankreich, Felippe aus Brasilien und Yuan aus China.

Drei Fragen für drei Mitarbeitende

Maureen Monnet aus Frankreich – Abteilung Dependable Perception & Imaging

Frage

Anna-Sophie:

Was war der Grund für deine Entscheidung, außerhalb Frankreichs zu leben und zu arbeiten?

Antwort

Maureen:

Während meines Masterstudiums habe ich ein Gap Year gemacht und mehrere Praktika absolviert - eines in Paris, eines in Singapur und eines in den USA. Ich wollte die Gelegenheit nutzen, etwas weiter weg zu gehen, außerhalb von Europa, um andere Kulturen zu entdecken und mehr Erfahrungen zu sammeln. Ich finde, es ist ein einzigartiger Moment im Leben, wenn man wirklich reisen und in verschiedenen Ländern leben kann. Das hat mir immer sehr viel Spaß gemacht. Danach habe ich mich für ein Erasmus-Programm an der Technischen Universität München beworben. Ich war ein Jahr lang dort und es gefiel mir sehr gut, also beschloss ich, in der Stadt zu bleiben. Deutschland bietet im Allgemeinen eine sehr gute Ausbildung und die TUM ist eine bekannte Universität. Ich habe in der Schule mehrere Jahre lang Deutsch gelernt und wollte die Gelegenheit nutzen, hier zu leben und mein Deutsch zu verbessern. Außerdem hat München die perfekte Lage für mich, weil es so nah an den Alpen liegt und ich sehr gerne klettern gehe.«

Maureen Monnet
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Maureen Monnet, 26 Jahre alt, aus Lyon, studierte Ingenieurwissenschaften mit den Schwerpunkten Künstliche Intelligenz und Data Science. Seit 2021 ist sie am Fraunhofer IKS tätig.

Frage

Anna-Sophie:

Du hast also schon Deutsch gesprochen, bevor du zum Fraunhofer IKS kamst?

Antwort

Maureen:

Ja, ich habe in der Schule angefangen Deutsch zu lernen. Aber wenn man es eine Zeit lang nicht übt, vergisst man viel. Deshalb lerne ich die Sprache im Moment immer noch. Im Institut habe ich wöchentliche Kurse und ich wurde auch unterstützt, Einzelunterricht zu nehmen, um mein Deutsch wirklich zu verbessern. Aber ehrlich gesagt fühle ich mich viel wohler, wenn ich Englisch spreche und die Leute hier in der Arbeit sprechen auch sehr gut Englisch. Deshalb ist es oft schwer, mich davon zu überzeugen, zu Deutsch zu wechseln. Aber wenn man in einem Land lebt, ist es gut, ein paar Sprachkenntnisse zu haben.

Frage

Anna-Sophie:

Was vermisst du am meisten an deinem Zuhause?

Antwort

Maureen:

Auf jeden Fall das Essen. Ich vermisse das Brot. Ich vermisse die Pains au Chocolat am Morgen. Es gibt zwar welche in München, aber sie sind nicht so gut wie zu Hause.

Felippe Schmoeller da Roza aus Brasilien – Abteilung Dependable Perception & Imaging

Frage

Anna-Sophie:

Was war der Grund für deine Entscheidung, außerhalb Brasiliens zu leben und zu arbeiten?

Antwort

Felippe:

Das ist eine knifflige Frage. Eigentlich war es eher ein Zufall. Nachdem ich meinen Bachelor abgeschlossen hatte, konnte ich mir immer noch nicht vorstellen, 40 Stunden pro Woche in einem Unternehmen zu arbeiten, also beschloss ich, einen Masterstudiengang zu absolvieren, um herauszufinden, ob mir diese akademische Laufbahn besser gefällt. Und so war es auch! Danach bekam ich die Möglichkeit, mich für ein Doktorandenprogramm in Deutschland zu bewerben und ich hatte nicht viel Zeit, darüber nachzudenken, also habe ich einfach zugesagt. Es macht mir wirklich Spaß, zu forschen und an diesen akademischen Problemen zu arbeiten, an denen ich in einem Unternehmen nicht arbeiten würde. So bin ich also in Deutschland gelandet.

Felippe schmoeller
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Felippe Schmoeller da Roza, 29 Jahre alt, kommt aus Florianópolis, Brasilien. Er studierte Ingenieurwissenschaften und promoviert derzeit. Felippe ist seit 2020 am Fraunhofer IKS tätig.

Frage

Anna-Sophie:

Du bist nicht nur in ein anderes Land, sondern sogar auf einen anderen Kontinent gezogen. Erlebst du viele kulturelle Unterschiede?

Antwort

Felippe:

Sicherlich, viele kulturelle Unterschiede! Was mir in Bezug auf die Kultur zuerst aufgefallen ist, ist die Art und Weise, wie die Menschen miteinander umgehen. Ich glaube, die Menschen in Brasilien sind etwas herzlicher. Es ist einfacher, sich in eine Bar zu setzen und mit Leuten zu reden. Ich glaube, in Deutschland respektieren die Leute die Privatsphäre sehr, also fangen sie nicht einfach an, mit dir zu reden, wenn sie dich nicht kennen. Aber wenn man sich vorstellt und sich öffnet, kann man auch hier gute Freunde finden. Was das Arbeitsleben angeht - ich denke, der größte Unterschied, der mir aufgefallen ist, ist die Balance zwischen Privat- und Arbeitsleben. Hier in Deutschland würde mich niemand am Wochenende anrufen und um etwas bitten. Was die Forschung angeht, habe ich das Gefühl, dass die Forschung an einem Institut wie dem Fraunhofer IKS einen echten Einfluss hat. Sie ist besser mit der Industrie verbunden als in Brasilien, wo wir hauptsächlich an Universitäten forschen, was eher akademisch ist. Am Fraunhofer IKS gibt es viele Projekte mit Unternehmen, sodass man seine Ideen näher an die Realität heranbringen kann. Das ist etwas, was ich an der Forschung hier wirklich mag.

Frage

Anna-Sophie:

Würdest du sagen, dass du dich in München bereits zuhause fühlst?

Antwort

Felippe:

Ja, auf jeden Fall! Natürlich gibt es auch einige Nachteile, das Wetter hier ist offensichtlich ganz anders. Aber ich mag den Lebensstil sehr, es ist entspannter, würde ich sagen. Leider begann nur ein paar Monate, nachdem ich nach München gekommen war, die Pandemie. Dadurch wurde es etwas schwieriger, Kontakte zu knüpfen, weil man seine Kollegen nur virtuell trifft. Aber ich habe auch viele Freunde in der Stadt gefunden. Es gibt viele Brasilianer und allgemein internationale Leute, ich habe auch viele Deutsche kennen gelernt. Wenn es die Vorschriften zulassen, treffen wir uns gerne zum Grillen.

Yuan Liao aus China – Abteilung Self-Adaptive Software Systems

Frage

Anna-Sophie:

Was war der Grund für deine Entscheidung, außerhalb Chinas zu leben und zu arbeiten?

Antwort

Yuan:

Als ich in China studierte, planten die meisten von uns später im Ausland zu studieren, um ihren Horizont zu erweitern und ihr Wissen zu vertiefen. Damals entschied ich mich für ein duales Masterstudium mit dem Schwerpunkt Eingebettete Systeme in Frankreich. Ich habe diese Zeit sehr genossen, ich habe sehr viele gute Erinnerungen daran. Während meines Masterstudiums absolvierte ich Praktika in Frankreich und den Niederlanden und sammelte wertvolle Erfahrungen sowohl in der Forschung als auch in der Industrie. Dann habe ich drei Jahre lang in Shanghai für ein Automobilunternehmen gearbeitet und während dieser Zeit habe ich angefangen, darüber nachzudenken, wie ich mir meine berufliche Zukunft vorstelle. Deshalb habe ich begonnen, mich über verschiedene Karrieremöglichkeiten auch außerhalb der Industrie zu informieren. Dabei habe ich von einem Projekt erfahren, das ich sehr interessant fand: Das Marie-Skłodowska-Curie-Stipendium. Für dieses Projekt bin ich also nach München gekommen. Das Interessante am Leben im Ausland ist, dass ich sehr viele verschiedenen Menschen treffe, mit denen ich Ideen und Gedanken auszutauschen kann. Nicht nur in der Forschung, sondern auch über Politik, Kunst und das Leben im Allgemeinen

Yuan Liao
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Yuan Liao, 32 Jahre alt, aus Shanghai, studierte Eingebettete Systeme. Seit 2019 arbeitet er als Marie Skłodowska-Curie-Action-Fellow am Fraunhofer IKS und promoviert gleichzeitig.

Frage

Anna-Sophie:

Was für eine Art von Stipendium ist das genau?

Antwort

Yuan:

Der Name des Projekts lautet »European Training Network for Safer Autonomous Systems«. Es handelt sich um ein Stipendium, das eine Promotion umfasst. Es ist wirklich interessant, weil es um sichere autonome Systeme geht, ein sich entwickelnder Fokus im Bereich der autonomen Systeme. In meinem Projekt entwerfe ich eine sichere adaptive Plattform für autonome Systeme für Anwendungsszenarien in der Industrie. Autonome Fahrzeuge sind ein großer Trend, und ich denke, er wird sich in den kommenden Jahren durchsetzen. Daher ist ein sicherheitsrelevantes Thema in diesem Bereich für mich sehr spannend, da ich die Möglichkeit habe, wirklich tiefer zu graben und mehr Wissen zu erlangen. Was mir daran gefällt, ist, dass ich viele Gelegenheiten habe, mich mit den Professoren hier am Institut und anderen erfahrenen Forschern aus verschiedenen Ländern auszutauschen.

Frage

Anna-Sophie:

Hast du einen langfristigen Plan für die Zeit nach deiner Promotion?

Antwort

Yuan:

Im Moment ziehe ich es vor, einfach zu sehen, wie sich die Dinge entwickeln. Ich könnte mir vorstellen, in Zukunft als Industrieexperte im Automobilbereich zu arbeiten. Aktuell möchte ich meine Forschung auf dem Gebiet der Anomalieerkennung von Objektdetektoren fortsetzen. Das Leben in München gefällt mir sehr gut und ich würde die Stadt gerne noch besser kennenlernen.


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