Porträt Katie Fitch
»Das Zusammenspiel von Forschung und Industrie begeistert mich«

Seit November 2024 ist Dr. Katie Fitch Abteilungsleiterin der Abteilung Trustworthy Digital Health am Fraunhofer IKS. Durch ihre Begeisterung für Mathematik war für Katie der Weg in den Bereich Engineering schon früh klar. Dann entdeckte sie die medizinische KI-Forschung für sich.

Blaue Pflanzen
mask Blaue Pflanzen

Es ist bekannt, dass Frauen in klinischen Studien unterrepräsentiert sind und dass Krankheiten, die überwiegend Frauen betreffen, unzureichend erforscht werden. Viele klinische Studien wurden in der Vergangenheit hauptsächlich mit männlichen Teilnehmern durchgeführt. Dies führt dazu, dass dokumentierte Nebenwirkungen oft Männer betreffen, während Frauen häufig andere Nebenwirkungen erfahren. Ein Beispiel sind Herzinfarkte. Frauen nehmen diese oft anders wahr als Männer, was in der Vergangenheit dazu führte, dass Herzinfarkte bei Frauen nicht als solche erkannt wurden.

Dr. Katie Fitch, Abteilungsleiterin Trustworthy Digital Health am Fraunhofer-Institut für Kognitive Systeme IKS, möchte dazu beitragen, dass sich das grundlegend ändert. »Wir sollten beginnen, unser Wissen unter Berücksichtigung der Geschlechtergleichstellung zu erweitern und dies in die Wissensbasis einfließen zu lassen, die wir für die Zukunft entwickeln.« In der Forschung sieht Katie dabei eine große Chance für die Menschheit: »Mit den Fortschritten in der Digitalisierung und der KI haben wir die Instrumente, um dieses Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern zu beseitigen, und jetzt müssen wir die Forschung in Angriff nehmen.«

Und genau das macht Katie Fitch auch. Seit November 2024 managt die 35-Jährige ihr Team und betreut Projekte von der Akquise bis zur Koordinierung der Forschungsaktivitäten. Aktuell arbeitet Katies Team an verschiedenen Projekten, um durch Künstliche Intelligenz (KI) verbesserte medizinische Vorhersagen zu treffen und Entscheidungshilfen bei Diagnosen zu entwickeln. In einem ihrer Projekte analysieren die Forscherinnen und Forscher EKG-Daten, um mithilfe von KI verschiedene Krankheiten und gesundheitliche Folgen aus den Werten zu prognostizieren. Zudem arbeiten sie an einer Anwendung im Bereich der Frauengesundheit, die Ärztinnen und Ärzten helfen soll, Symptome zu verfolgen und Berichte zu erstellen.

Katie Fitch
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Dr. Katie Fitch, Kommissarische Abteilungsleiterin »Trustworthy Digital Health« am Fraunhofer IKS

Auf Umwegen in die Forschung

Katies Weg in die medizinische KI-Forschung führte über Umwege, doch eines war schon zu Schulzeiten klar: Durch ihre Begeisterung für Mathematik entdeckte sie ihr Interesse für das Ingenieurswesen. Nach dem High-School-Abschluss studierte sie deshalb Mechanik sowie Luft- und Raumfahrt an der Syracuse University im US-Bundesstaat New York. Im Anschluss daran folgte ein Promotionsstudium an der Princeton University im Nachbarstaat New Jersey.

Ihre Begeisterung für Forschung entdeckte Katie während eines Forschungsprojekts an der Universität, während sie gleichzeitig ein Praktikum in einem Ingenieurbüro absolvierte. Durch den Kontrast beider Tätigkeiten bemerkte Katie schnell, dass sie weiter in die Forschung gehen möchte. Ihr Interesse an Forschung für das Gemeinwohl führte sie schließlich in den Bereich Software und AI für das Gesundheitswesen.

Katie wuchs in der kleinen Stadt Hamburg nahe Buffalo im US-Bundesstaat New York auf – einem Ort mit langen, verschneiten Wintern und einer leidenschaftlichen Fangemeinde des Football-Teams Buffalo Bills. »Die Gegend hat einen starken Gemeinschaftssinn – die Menschen sind sehr freundlich und immer bereit, ihren Nachbarn zu helfen.« Nach München kam sie über eine Postdoc-Stelle an der Technischen Universität München (TUM). »Während dieser Zeit konnte ich vor allem meine Kenntnisse in diskreter Mathematik erweitern sowie Erfahrungen im Management von angewandten Forschungsprojekten sammeln.« Anschließend arbeitete sie mehrere Jahre in einem Medtech-Startup in der bayerischen Landeshauptstadt, wo sie ihr Wissen in der Kardiologie vertiefte und wertvolle Einblicke in die Entwicklung regulatorisch zertifizierter Software als Medizinprodukt gewann.

KI in die klinische Praxis bringen

Von dort ging es im vergangenen Sommer direkt ans Fraunhofer IKS. »Besonders begeistert mich an meiner Arbeit das Zusammenspiel zwischen Forschung und Industrie und somit die Forschung auch in die Praxis zu bringen.« Und Betätigungsfelder gibt es hier genug. »Meiner Meinung nach sollte besonders im Bereich der weiblichen Gesundheit mehr gefördert werden, um ein besseres Verständnis zu erlangen. Denn es gibt viele Dinge, die wir über Themen wissen sollten, die etwa 50 Prozent der Bevölkerung betreffen, wie beispielsweise die Menopause.« Zudem wäre es wichtig, mehr Initiativen zu unterstützen, die KI in die klinische Praxis bringen, um den Übergang zur Integration von KI in klinische Anwendungen zu erleichtern.

Einen Ausgleich zu ihrer engagierten Forschungsarbeit findet Katie an der frischen Luft – beim Joggen an der Isar oder auf ihrem Rennrad. Sie liebt es, sportlichen Herausforderungen zu begegnen, wie dem Boston - oder Münchener Marathon, den sie in ihrer Bestzeit von nur 3 Stunden und 23 Minuten absolvierte. Wenn sie nicht sportlich unterwegs ist, trifft man sie oft in ihrem Lieblingscafé Kyso im Münchner Stadtteil Giesing oder dabei, ihre Lieblingseissorte Schokolade bei Ballabeni zu genießen.

Neben ihrem täglichen Sport zählt die Filmfotografie zu ihren größten Hobbys. Sie fotografiert nicht nur, sondern entwickelt ihre Bilder auch selbst in ihrer eigenen kleinen Dunkelkammer. Eines ihrer Lieblingsmotive: »Karlo«, ihr vierjähriger Dalmatiner.

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