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Interview mit Delphine Kervarec-Vicq
»Standards sind der Schlüssel zum gegenseitigen Verständnis in einem erweiterten Ökosystem«
Delphine Kervarec-Vicq, Group Product Safety Director bei Valeo, ist neu im Programmbeirat der Safetronic, der internationalen Fachtagung für die ganzheitliche Sicherheit von Straßenfahrzeugen. Im Interview mit dem Safe Intelligence Onlinemagazin spricht sie über ihre Motivation, dort mitzuarbeiten und erläutert den Stellenwert von Safety für das automatisierte Fahren.

© Fraunhofer IKS
H. T. Hengl:
Frau Kervarec, was hat Ihr Interesse geweckt, dem Safetronic-Programmbeirat beizutreten? Gibt es Themen oder Tätigkeitsbereiche, in denen Sie sich besonders engagieren möchten?
Delphine Kervarec-Vicq:
Safetronic ist eine etablierte Konferenz, an der die relevanten Persönlichkeiten im Bereich »Safety« im Automobilbereich teilnehmen. Ich hatte bereits die Gelegenheit, als Rednerin vorzutragen und war immer begeistert von der Qualität der Vorträge. Ich bin stolz darauf, dem Programmkomitee der Safetronic beizutreten und aktiv an der Konferenz mitzuwirken. Bei Valeo engagiere ich mich besonders für den Erfolg, sichere Produkte auf die Straße zu bringen.
H. T. Hengl:
Sicherheit scheint etwas zu sein, das wir als selbstverständlich ansehen. Wie können wir den Menschen vermitteln, wie viel Aufwand erforderlich ist, um die Sicherheit beim automatisierten und autonomen Fahren zu gewährleisten?
Delphine Kervarec-Vicq:
Sicherheit ist niemals selbstverständlich. Sie ist Teamarbeit, und der Teufel steckt im Detail. Beim autonomen Fahren wird ein erheblicher Aufwand für die Sicherheit betrieben. Vergessen darf man aber nicht, auch alle anderen Themen anzugehen. Kommunikation und Schulung sind entscheidend, um die Wichtigkeit immer wieder zu erklären. Innerhalb von Valeo haben wir ein Produkt-Safety-Management-System eingerichtet, bei dem die Verständnisförderung eines der zentralen Säulen ist.

© Valeo
Delphine Kervarec-Vicq ist eine internationale Expertin für ISO/TC 22/SC 32/WG 8 ISO26262 und ISO/TC 22/SC 32/WG 14 – ISO/DPAS 8800. Sie war lange in der Automobilindustrie tätig und arbeitete als Leiterin für Fahrzeugsicherheit bei der Renault-Gruppe.
Seit März 2023 ist sie Direktorin für Produktsicherheit bei Valeo. Ihre Aufgabe besteht darin, ein Produkt-Safety Management-System aufzubauen und umzusetzen, die Safety-Kultur im gesamten Unternehmen zu fördern, Assessments durchzuführen und das Safety-Netzwerk innerhalb und außerhalb des Unternehmens zu fördern.
H. T. Hengl:
Inwieweit müssen nationale Besonderheiten wie die rechtlichen Rahmenbedingungen für den Autoverkehr und die visuelle Gestaltung der Verkehrsumgebung in Sicherheitskonzepte einbezogen werden?
Delphine Kervarec-Vicq:
Der rechtliche Rahmen kann nicht verhandelt werden, da er verpflichtend ist und in einigen Ländern erheblich variiert. Diese Unterschiede beeinflussen die Interaktion der Fahrer mit Fahrzeugen und der Infrastruktur. Wenn Sie jedoch einen globalen Harmonisierungsprozess anstreben (z. B. UNECE-Vorschriften), können einige grundlegende Standards zwar universell sein, doch die Anpassung an nationale Besonderheiten bleibt entscheidend für die Umsetzung und die Betriebssicherheit.
H. T. Hengl:
Welche Rolle spielen Standards und Normen in diesem Zusammenhang und für die Sicherheit im Allgemeinen?
Delphine Kervarec-Vicq:
Standards sind entscheidend für das gegenseitige Verständnis in einem erweiterten Ökosystem. Nehmen wir beispielsweise die ISO 26262: Sie ermöglicht es uns zu verstehen, was wir tun müssen, ohne in die Details der Prozesse jedes einzelnen Unternehmens einzutauchen. Im Allgemeinen bieten Standards einen großen Mehrwert für den Stand der Technik als Teil der Produktsicherheit. Innerhalb von Valeo beteiligen wir uns aktiv an den Regulierungsgremien weltweit.
H. T. Hengl:
Zurück zu OEMs und Zulieferern: Welchen Beitrag kann eine „Safety-Kultur“ innerhalb eines Unternehmens leisten?
Delphine Kervarec-Vicq:
Eine Sicherheitskultur ist entscheidend, und Angst ist der Feind der Sicherheit. Wenn wir mit Problemen konfrontiert werden, glauben wir, dass wir dank unserer Prozesse angemessen reagieren. Das ist jedoch nur teilweise richtig. Tiefe Überzeugungen spielen eine große Rolle in der Art und Weise, wie wir reagieren. Schaffen wir also eine Sicherheitskultur, in der wir keine Angst haben!
Safetronic 2025: Jetzt Frühbucherpreis sichern
Nehmen Sie teil an der internationalen Konferenz zum Thema ganzheitliche Sicherheit für Straßenfahrzeuge vom 12. bis 13. November in Stuttgart | Leinfelden-Echterdingen.
Buchen Sie jetzt Ihr Ticket. Das Programm finden Sie hier.
Für die Anmeldung beachten Sie bitte unseren Frühbucherpreis bis zum 10. Oktober.
H. T. Hengl:
Ist ein Safety-Netzwerk innerhalb und außerhalb eines Automobilherstellers und eines Zulieferers in diesem Zusammenhang wichtig?
Delphine Kervarec-Vicq:
Auf jeden Fall. Wir müssen offen zusammenarbeiten. Die Frage nach den Verantwortlichkeiten wird mir immer wieder gestellt. Letztendlich sind wir immer für unser Handeln verantwortlich. Wir müssen zusammenarbeiten, um die Sicherheit der Endverbraucher zu gewährleisten. Für Valeo ist es entscheidend, OEMs und Zulieferer zu verstehen.
H. T. Hengl:
Abschließend, gibt es Unterschiede im Sicherheitsbewusstsein in den USA, Europa und Asien, insbesondere im Hinblick auf autonomes Fahren?
Delphine Kervarec-Vicq:
Risikodenken ist Teil der Kultur, und sicher haben wir nicht überall auf der Welt die gleichen Ansichten. Internationale Standards helfen, die Lücke zu schließen, aber die Vorschriften und deren Umsetzung sind nach wie vor regional unterschiedlich.