Nächster Artikel
Interview mit Edith Holland
»Safety ist ein Schlüsselaspekt für die öffentliche Akzeptanz des automatisierten Fahrens«
Für die Safetronic 2025 konnten wir zwei neue Mitglieder für den Programmbeirat gewinnen. Eine von ihnen ist Edith Holland, Chefingenieurin für funktionale Sicherheit beim Fahrzeugbau-, Test- und Entwicklungsunternehmen HORIBA MIRA. Sie sprach mit dem Safe Intelligence Onlinemagazin über ihre Motivation und die Bedeutung der Sicherheit für Straßenfahrzeuge heute und in Zukunft.

© Fraunhofer IKS
H. T. Hengl::
Edith, Du hast die Einladung zur Mitarbeit im Programmbeirat dieses Jahr gerne angenommen. Was motiviert Dich?
Edith Holland::
Ich kannte die Safetronic schon seit einigen Jahren und fand ihr Programm immer sehr interessant und abwechslungsreich. Da ich in der britischen Automobilindustrie tätig bin, hatte ich bisher noch keine Gelegenheit, an einer ihrer Veranstaltungen teilzunehmen. Die Initiative, die Veranstaltung internationaler auszurichten, war daher eine großartige Gelegenheit, neue Perspektiven in den Programmbeirat einzubringen und hoffentlich auch regelmäßig daran teilzunehmen!
H. T. Hengl:
Was bedeutet »ganzheitliche Sicherheit für Straßenfahrzeuge« für Dich?
Edith Holland:
»Teile und herrsche« ist seit langem der Ansatz in der Technik im Allgemeinen und damit auch in der Fahrzeugentwicklung. Das Gleiche gilt auch für die Gewährleistung von Sicherheit, wo unterschiedliche Prozesse und Techniken in verschiedenen Disziplinen zum Einsatz kommen. Ganzheitliche Sicherheit bedeutet für mich nicht nur, dass mehr als nur die Summe aller Anforderungen sämtlicher sicherheitsrelevanter Disziplinen (functional safety, SOTIF, elektrische Sicherheit, mechanische Sicherheit usw.) erfüllt wird, sondern dass stattdessen ein umfassendes Bekenntnis zur Sicherheit besteht, das von Anfang an und über alle beteiligten Organisationen hinweg in die Entwicklung des Straßenfahrzeugs eingebettet ist.

Nach ihrem Abitur in Deutschland studierte Edith Holland Electrical & Electronic Engineering an der Universität Bristol, bevor sie 1998 ihre Karriere als Diplom-Ingenieurin bei Jaguar Cars begann. Ihre erste Position hatte sie im Team für Motormanagementsysteme inne, wo sie an der Entwicklung und Prüfung elektronischer Drosselklappendiagnosen arbeitete. Dies weckte ihr Interesse an Sicherheit, lange bevor die Norm ISO 26262 existierte, und führte dazu, dass sie als Ingenieurin für funktionale Sicherheit (functional safety, fs) und später als Managerin für funktionale Sicherheit für Projekte in den Bereichen Fahrwerk, Karosserie und Elektrik weitere Erfahrungen in dem sich damals entwickelnden Bereich der funktionalen Sicherheit sammelte. Darüber hinaus übernahm sie zusätzliche Verantwortung für die Betreuung und Mentoring anderer Ingenieure, die an sicherheitsrelevanten Projekten arbeiteten.
Später wechselte sie zum zentralen Team für funktionale Sicherheit bei Jaguar Land Rover und arbeitete dort an der Entwicklung und Verbesserung von FS-Prozessen sowie als interne FS-Auditorin und -Gutachterin. Während dieser Zeit wurde sie als britische Expertin in die ISO 26262-Arbeitsgruppe gewählt.
Im Jahr 2019 trat sie als Chief Engineer Functional Safety in das System- und Sicherheitsteam des Fahrzeugtechnik-Beratungsunternehmens HORIBA MIRA ein und leitet nun Funktionssicherheits- und SOTIF-Projekte für eine Reihe von Kunden. Darüber hinaus entwickelt und hält sie Schulungen zu beiden Themen und ist in die technische Geschäftsentwicklung eingebunden.
H. T. Hengl:
Könntest Du bitte die Herausforderungen im Bereich Sicherheit für Dich persönlich beschreiben?
Edith Holland:
Ich sehe eine Reihe von Herausforderungen. Die Komplexität wird nicht abnehmen, und auch das Tempo der Entwicklungen verlangsamt sich nicht. Und natürlich muss Sicherheit, um die Aufmerksamkeit zu erhalten, die sie verdient, von allen Mitarbeitenden eines Unternehmens verstanden, geschätzt und priorisiert werden.
H. T. Hengl:
Und wie wichtig ist Deiner Meinung nach die Sicherheit für das automatisierte Fahren?
Edith Holland:
Sicherheit ist ein entscheidender Aspekt für die Akzeptanz des automatisierten Fahrens in der Öffentlichkeit. Ich freue mich darauf, dieses wichtige Thema und seine verschiedenen Aspekte auf der Safetronic zu diskutieren. Umso mehr, als ich beabsichtige, weitere Projekte zu leiten und zu Normen und Vorschriften beizutragen, die das sichere automatisierte Fahren in Zukunft Wirklichkeit werden lassen.
Safetronic: Info und Anmeldung –
erste Programmversion 2025 online und Anmeldung gestartet
Safetronic – die internationale Konferenz für ganzheitliche Sicherheit von Straßenfahrzeugen in Stuttgart – bietet Erfahrungsberichte und Präsentationen zu innovativen Lösungen von führenden OEMs und Zulieferern sowie intensive Diskussionsmöglichkeiten. Informieren Sie sich über aktuelle Branchentrends und Entwicklungen!
Wir freuen uns, Ihnen die erste Version unseres Programms vorzustellen, das in diesem Jahr wieder einige OEM-Praxisberichte für die Teilnehmer bereit hält: BMW, Mercedes-Benz, Stellantis und VW Nutzfahrzeuge.
H. T. Hengl:
Welche Sicherheitsthemen sind für Dich wichtig und würdest Du gerne in zukünftigen Programmen der Safetronic behandelt sehen?
Edith Holland:
Sicherheit muss mit den allgemeinen technologischen Trends Schritt halten, daher bin ich sehr an Themen interessiert, die sicherstellen, dass die Zuhörer über aktuelle Entwicklungen auf dem Laufenden bleiben, neue Technologien kennenlernen und erfahren, was diese für sie als Sicherheitsfachleute bedeuten. Das automatisierte Fahren bleibt natürlich ein zentrales Thema, ebenso wie neue Antriebstechnologien.
Ich persönlich bin auch daran interessiert, mich über Sicherheitsfortschritte im Bereich des automatisierten Fahrens auf dem Laufenden zu halten und zu erfahren, wie Sicherheitsprozesse und Sicherheitsmanagement auf die Arbeitsweise einer bestimmten Organisation abgestimmt und angepasst werden müssen.