Interview mit Alexandre Sawczuk da Silva
»Ein internationales Team kann die Qualität unserer Arbeit verbessern«

Am Fraunhofer IKS arbeiten Forschungsteams, in denen Vielfalt gelebt wird. Die Forscherinnen und Forscher kommen aus 25 Ländern. Der Brasilianer Dr. Alexandre Sawczuk da Silva ist einer von ihnen. Im Interview schildert er seinen Weg in die Fraunhofer-Forschung.

Grafik Bunte Menschenmenge
Frage

Nikita Weippert:

Alex, wo bist du aufgewachsen?

Antwort

Alexandre Sawczuk da Silva:

Ich bin in Londrina, Brasilien, geboren und aufgewachsen. Londrina ist eine Stadt mit etwa 560.000 Einwohnern, die im Staat Paraná im Süden Brasiliens liegt. Historisch betrachtet war die Stadt ein wichtiger Erzeuger und Exporteur von Arabica-Kaffee. Dort habe ich auch meinen High-School-Abschluss gemacht.

Frage

Nikita Weippert:

Für welchen Studiengang hast du dich entschieden und wo hast du studiert?

Antwort

Alexandre Sawczuk da Silva:

Ursprünglich wollte ich Englische Literatur studieren, aber während meines ersten Jahres lernte ich mehr über Programmierung und fand das faszinierend. Danach änderte ich mein Hauptfach zu Software Engineering und schloss mein Studium in diesem Bereich ab. Ich habe an der Victoria University of Wellington in Neuseeland studiert und dort auch mit einer Arbeit aus dem Bereich evolutionary computation promoviert.

Frage

Nikita Weippert:

Und war für dich gleich nach dem Studium klar, dass du gerne in der Forschung arbeiten möchtest?

Antwort

Alexandre Sawczuk da Silva:

Ganz und gar nicht. Ursprünglich wollte ich eine Karriere in der Industrie machen, und erst als ich an einem Sommer-Forschungsprogramm teilnahm, das für Studierende an der Universität angeboten wurde, begann ich, mich für eine Tätigkeit in der Forschung zu interessieren.

Frage

Nikita Weippert:

Wie bist du dann zu Fraunhofer gekommen und seit wann arbeitest und wohnst du bereits in München?

Antwort

Alexandre Sawczuk da Silva:

Ich lebe seit etwa fünf Jahren in München und arbeite seit etwa zweieinhalb Jahren bei Fraunhofer. Bevor ich hier am Institut anfing, hatte ich keine enge Verbindung zu Fraunhofer, aber ich sah eine Stellenausschreibung und fand sie sehr interessant, also habe ich mich beworben.

Frage

Nikita Weippert:

Hast du, bevor du zu Fraunhofer gekommen bist, bereits für eine andere Institution oder ein Unternehmen gearbeitet?

Antwort

Alexandre Sawczuk da Silva:

Bevor ich zu Fraunhofer kam, habe ich bei zwei anderen Unternehmen gearbeitet, ebenfalls in München: im Forschungszentrum eines Telekommunikationsanbieters und in einem Beratungsunternehmen im Bereich Life Sciences.

Alexandre Sawczuk da Silva
Bild

Dr. Alexandre Sawczuk da Silva: »Es ist schön zu sehen, dass die von uns entwickelten Konzepte den Kunden ganz konkret helfen können.«

Frage

Nikita Weippert:

In welchem Bereich der Forschung arbeitest du und mit welchen Themen setzt du dich täglich auseinander?

Antwort

Alexandre Sawczuk da Silva:

Ich arbeite im Bereich der industriellen Automatisierung und konzentriere mich auf die Entwicklung von Systemen, die dynamisch und effektiv auf Veränderungen in der Produktionsumgebung reagieren können. Mein Ziel ist es, Produktionsprozesse auch bei unerwarteten Ereignissen am Laufen zu halten. Um dies zu erreichen, nutze ich auch meinen Hintergrund in der Optimierung.

Frage

Nikita Weippert:

Was begeistert dich an der Forschung und speziell der Arbeit am Fraunhofer IKS?

Antwort

Alexandre Sawczuk da Silva:

Ich finde den Begriff der angewandten Forschung sehr spannend: Anstatt uns auf rein theoretische Konzepte zu konzentrieren, versuchen wir am Fraunhofer IKS, diese Ideen in die Industrie zu integrieren. Das bringt natürlich einige Schwierigkeiten mit sich, aber es ist schön zu sehen, dass die von uns entwickelten Konzepte den Kunden ganz konkret helfen können.

Zitat

Mein Ziel ist es, Produktionsprozesse auch bei unerwarteten Ereignissen am Laufen zu halten.

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Dr. Alexandre Sawczuk da Silva

Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer IKS

Frage

Nikita Weippert:

Gab es Herausforderungen in deinem Werdegang in die Forschung?

Antwort

Dr. Alexandre Sawczuk da Silva:

Ja, ein paar. Der Ausbildungsprozess zum Forscher war recht anspruchsvoll, und es war auch nicht einfach, gute Möglichkeiten für den Aufbau einer Karriere nach dem Abschluss zu finden. Zum Beispiel gibt es viele Bewerbungen für Stellen, die Gehälter sind oft nicht so wettbewerbsfähig wie in der Industrie und so weiter.

Frage

Nikita Weippert:

Was ist der größte kulturelle Unterschied zu Deutschland, den du für dich persönlich wahrgenommen hast?

Antwort

Dr. Alexandre Sawczuk da Silva:

Meiner Meinung nach liegt der größte kulturelle Unterschied darin, wie Fremde in der Öffentlichkeit miteinander umgehen, zum Beispiel auf der Straße, in Geschäften und so weiter. Die Freundlichkeit lässt dabei oft zu wünschen übrig, was ich aus meiner eigenen kulturellen Perspektive schon schwierig finde. Ich habe jedoch allmählich gelernt, diese Situationen durch eine deutsche kulturelle Brille zu betrachten.

Frage

Nikita Weippert:

Wie hast du die sprachliche Barriere wahrgenommen und hattest du das Gefühl, das Fraunhofer IKS hat dich in diesem Bereich ausreichend unterstützt?

Antwort

Dr. Alexandre Sawczuk da Silva:

Wir arbeiten als zweisprachiges Institut, obwohl bestimmte Ressourcen nur auf Deutsch verfügbar sind, daher glaube ich nicht, dass es eine große Sprachbarriere gibt. Vielmehr finde ich, dass diese Einrichtung dazu beiträgt, dass ich während der Arbeit schrittweise Deutsch lerne. Einmal pro Woche habe ich Sprachunterricht, der vom Institut angeboten wird und der mir eine gewisse Struktur für den Lernprozess gibt. Jetzt, wo ich ein mittleres Niveau erreicht habe, nehme ich an zweisprachigen Treffen teil und stelle fest, dass sie mir helfen, meinen beruflichen Wortschatz zu erweitern.

Frage

Nikita Weippert:

Sind in deinem Team viele internationale Mitarbeitende, wenn ja, woher kommen sie?

Antwort

Dr. Alexandre Sawczuk da Silva:

Künftig werde ich der einzige internationale Mitarbeiter in meiner unmittelbaren Abteilung sein. Wir haben jedoch im gesamten Institut internationale Kolleginnen und Kollegen, zum Beispiel aus Indien, Pakistan, Frankreich, Spanien, Brasilien, Rumänien, Griechenland und Italien, mit denen ich ebenfalls regelmäßig in Kontakt stehe.

Frage

Nikita Weippert:

Wie gehst du persönlich mit den kulturellen Unterschieden um, sind diese ein Thema bei der Arbeit, aber auch in deinem Privatleben?

Antwort

Dr. Alexandre Sawczuk da Silva:

Wenn es kulturelle Unterschiede gibt, versuche ich, mich in die Lage des anderen zu versetzen und zu verstehen, woher er kommt. Auf diese Weise kann ich mehr über ihre Kultur erfahren und meine eigene Perspektive erweitern. Am Fraunhofer IKS hatte ich damit keine Probleme, da wir ein kosmopolitisches Umfeld haben, aber im Privatleben war es manchmal eine Herausforderung.

Frage

Nikita Weippert:

Glaubst du, dass ein internationales Team und ein internationales Umfeld den Zusammenhalt und die Zusammenarbeit am Institut fördert?

Antwort

Dr. Alexandre Sawczuk da Silva:

Ich bin davon überzeugt, dass ein internationales Team die Qualität unserer Arbeit verbessern kann, da wir auf eine größere Bandbreite an Erfahrungen und Perspektiven zurückgreifen können. Letztlich kann dies zu besseren Ideen und Lösungen führen.

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