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Mehr Frauen in die Forschung
Das unternimmt das Fraunhofer-Institut für Kognitive Systeme IKS für die Chancengleichheit
Die Fraunhofer-Gesellschaft hat sich das Ziel gesetzt, mehr Frauen für die angewandte Forschung zu gewinnen und die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben zu gewährleisten. Als Beauftragte für Chancengleichheit am Fraunhofer-Institut für Kognitive Systeme IKS arbeitet Dominique Seydel daran, diese Ziele zu erreichen.
© iStock.com/hemul75
Der Frauenanteil bei MINT-Studierenden (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) steigt zwar stetig, liegt aber noch immer bei nur 15%.
Die Zahl der weiblichen MINT Studierenden hat sich in den vergangenen 10 Jahren fast verdoppelt. In der Elektrotechnik und Informationstechnik sind 16,3% der Erstsemester Studierenden Frauen, in der Informatik sind es bereits 24,8%.
Dominika:
Warum ist es dir wichtig, dass in Zukunft mehr Frauen in der Forschung arbeiten – speziell in technischen Fachgebieten?
Dominique:
Die Mischung ist wichtig! Das Miteinander im Forschungs-Team profitiert sehr von mehr Vielfalt, weil jede und jeder durch die eigenen Erfahrungen etwas einzigartiges miteinbringt. Wenn nur wenige Frauen in einem Team arbeiten, liegt ein starker Fokus auf den wenigen. Das Geschlecht sollte aber nicht entscheidend sein, sondern die eigenen Ideen.
Ich würde mir mehr Frauen in der Technik wünschen, damit es zu einer Selbstverständlichkeit wird, dass Frauen in diesem Feld genauso talentiert sind wie Männer. Bei meinen eigenen Kindern erlebe ich, wie schon sehr früh unterschiedliche Erwartungen an Jungs und Mädchen gestellt werden. Das ist schade, da die Technik ein wirklich spannendes und vielseitiges Feld für alle ist.
Dominika:
Der Anteil an Frauen in wissenschaftlichen Positionen liegt bei der Fraunhofer-Gesellschaft intern bisher bei 20,4%. Was unternimmt Fraunhofer, um zukünftig mehr Frauen für den wissenschaftlichen Bereich zu gewinnen?
Dominique:
Fraunhofer unternimmt einiges, um die Forschung für Frauen attraktiv zu machen. Dazu zählt das Förderprogramm TALENTA und Benefits, mit denen sich Familie und Arbeit ideal vereinbaren lassen. Bei Fraunhofer werden Führungspersonen außerdem gezielt darin geschult, geschlechtersensibel zu führen. Es soll eine Selbstverständlichkeit sein, Frauen Verantwortung zu übertragen und ihre Leistung wertzuschätzen, auch wenn sie vielleicht selbst ihre Erfolge nicht betonen.
Ein entscheidender Punkt ist für mich auch, dass Gleichberechtigung gelebt wird. Wichtig ist nicht nur, ob es Angebote für die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie gibt, sondern ob ich das Gefühl bekomme diese Angebote vorbehaltlos nutzen zu dürfen. Diese Feinheiten machen für mich einen großen Unterschied.
Dominika:
Mit dem Förderprogramm TALENTA unterstützt die Fraunhofer-Gesellschaft die berufliche Entwicklung von Wissenschaftlerinnen und weiblichen Führungskräften.
Was bietet das Programm jungen Forscherinnen?
Dominique:
Das Förderprogramm ist darauf ausgerichtet, alle Karrierestufen zu begleiten vom Karriereeinstieg bis zum Etablierung als Führungskraft für die Perfektionierung der wissenschaftlichen Exzellenz.
Die geförderten Frauen erhalten Ressourcen für die eigene Karriereentwicklung und Weiterentwicklung von persönlichen Kompetenzen. Außerdem werden sie mit anderen Wissenschaftlerinnen und Frauen in leitenden Positionen vernetzt. Diesen Austausch mit Gleichgesinnten innerhalb von Fraunhofer wird von den Teilnehmerinne als besonders bereichernd empfunden.
Dominika:
Am 10. und 11. Oktober 2019 fand der Wissenschaftscampus am Fraunhofer IKS in München statt. Dieses Event richtet sich gezielt an Absolventinnen und Studentinnen der MINT-Fächer.
Was erhoffst du sich von diesem Event?
Dominique:
Wir freuen uns immer darauf, tolle Frauen kennenzulernen! Beim Wissenschaftscampus wollen wir die Teilnehmerinnen für unsere Themen begeistern und ihnen zeigen, welche Ein- und Aufstiegsmöglichkeiten sie bei uns haben. Auch während des Studiums können junge Menschen bei uns erste Erfahrungen in der angewandten Forschung sammeln oder ihre Abschlussarbeit von uns betreuen lassen.
Dominika:
Was können sich die Teilnehmerinnen vom Wissenschaftscampus versprechen?
Dominique:
Unsere Produkte und Technologien sind noch in der Entwicklung und es gibt sie noch nicht zu kaufen. Beim Wissenschaftscampus erhalten die Frauen also einen exklusiven Eindruck davon, wie Forschung in der Praxis umgesetzt wird. Wir möchten die Teilnehmerinnen mit unserer Leidenschaft für Zukunftsthemen anstecken.
Dominika:
Was können sich Bewerberinnen von einer Stelle als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fraunhofer-Institut für Kognitive Systeme IKS erwarten?
Dominique:
Das spannendste an der Arbeit am Fraunhofer IKS sind die Themen. Wir beschäftigen uns mit zukunftsweisenden Technologien, sind also genau am Zahn der Zeit.
Der Arbeitsalltag orientiert sich in erster Linie an den individuellen Präferenzen. Man kann in Forschungsprojekten mitarbeiten und die Ergebnisse publizieren. Im Unterschied zum wissenschaftlichen Arbeiten an der Universität fertigen unsere Mitarbeitenden Prototypen an und führen Praxistests durch, anstatt nur Simulationen zu erstellen. Es ist sehr bereichernd, tatsächlich etwas zu schaffen und in die Praxis zu bringen. Unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben beispielsweise kürzlich ihre Software in einem Feldversuch mit Landmaschinen getestet und ihre Lösungen für vernetzte Verkehrssysteme auf dem digitalen Testfeld Autobahn A9 getestet.
Dominika:
Was unternimmt Fraunhofer IKS allgemein, damit sich alle Mitarbeitenden wohlfühlen?
Dominique:
Hier wird eine Arbeitskultur gelebt, bei der die Mitarbeitenden viel eigenen Gestaltungsspielraum haben. Wie Mitarbeitende ein festgelegtes Problem lösen ist recht frei. So wird ein kreatives Arbeiten möglich, bei dem jeder Raum für eigene Ideen hat. Man darf Fehler machen und verschiedene Herangehensweisen ausprobieren. Das führt zu einem sehr angenehmen Arbeitsklima.
Im wissenschaftlichen Bereich ist es leider so, dass Positionen befristet vergeben werden. Diese Vorgaben können wir nicht ändern, was Bewerbende auf den ersten Blick natürlich abschrecken kann. Allerdings gibt es bei uns am Institut die Festlegung, möglichst transparent und proaktiv mit diesem Thema umzugehen. Im Gespräch mit den Vorgesetzten wird regelmäßig die langfristige Karriereplanung der Mitarbeitenden besprochen und die orientiert sich ja an übergeordneten Karrierezielen. Spätestens sechs Monate vor Ende der Vertragslaufzeit wird dann mit den Vorgesetzten die Verlängerung besprochen. Diese Transparenz finde ich sehr wichtig, um den Mitarbeitenden Sicherheit bei ihrer Zukunftsplanung zu geben, insbesondere wenn die Versorgung einer Familie davon anhängt.
Zusätzlich bietet das Fraunhofer viele Benefits, mit denen sich Arbeit und Privatleben gut vereinbaren lassen. Ich kann mir meine Arbeitszeit flexibel einteilen und auch von zuhause aus arbeiten. Das ist praktisch für Mitarbeitende, die sich ab und an das Pendeln sparen möchten. Es ist auch gut zu wissen, dass uns eine Ferienbetreuung zur Verfügung steht, um die Schulferien besser managen zu können.
Dominika:
Was ist Ihr Appell an junge Frauen, die über eine Karriere in der Technik nachdenken?
Dominique:
Nicht so viel darüber nachdenken, sondern einfach ausprobieren! Ich habe die Erfahrung gemacht, dass im technischen Bereich für jede und jeden etwas dabei ist.
Das Feld ist so vielseitig, dass man sich gut für die Themen entscheiden kann, die persönlich am meisten Spaß machen. Denn das ist ja eigentlich das Wichtigste. Mir haben Praktika, Summerschools und Karriere Events geholfen herauszufinden, wo meine eigenen Interessen liegen und in was für einem Umfeld ich arbeiten möchte.
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